Veröffentlicht am 8.12.2015. In: Frankfurter Neue Presse
Die Hockeymädels des TSV Sachsenhausen eilen deutschlandweit von Sieg zu Sieg – obwohl sie erst wenige Monate zusammenspielen. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, wie ein Blick ins Vereinsleben zeigt. An die Erfolgsgeschichte der Mädchen sollen nun die Jungs anknüpfen. Denen aber fehlt noch die „Manpower„…
Mit Hockeyschlägern im Anschlag und schwarz-weißen Ringelsocken flitzen rund 20 Mädchen über den Boden der Carl-Schurz-Schulsporthalle. Sie wuseln umher, spielen sich Bälle zu, ordnen sich dann zum Torschusstraining. Pass, Ballannahme, Schuss. Gehalten. Nächster Schuss: Tor! „Uuuh, getunnelt!“, hallt es vom Spielfeldrand der Torhüterin entgegen, deren neon-orangefarbene Schutzkleidung sich deutlich abhebt vom schwarz-weiß-grauen Einheitslook der Feldspielerinnen.
Das neue Aushängeschild des TSV Sachsenhausen: Die Hockeymädels der Jahrgänge 2003 bis 2005. Foto: Andreas Wolf
Lob von allen Seiten
Jugendleiter Lenz gründete das Team im September 2014. „Angefangen haben wir mit vier Mädchen“, erinnert sich der 48-Jährige, dessen Tochter Ann-Christin (10) auch von Beginn an dabei war. „Ein Jahr später trainieren bis zu 50 Mädels. Jede Woche stehen ein, zwei Neue in der Halle“, sagt der Coach. Ihn freut’s: „Es läuft“ – sogar weit über Frankfurts Grenzen hinaus: Jüngst kehrten die Mädchen mit einem Pokal aus München zurück, behaupteten sich gegen Profi-Nachwuchsteams. „Eltern anderer Vereine waren angetan, wie gut die Mädels schon zusammenspielen“, berichtet Hinrich.
Der TSV ist stolz auf den Vorzeige-Nachwuchs. „Bei den Mädchen sind wir gut aufgestellt“, sagt Pressewart Nicolas Nonnenmacher. Bei den Jungs weniger: Um die „hohe Fluktuation“ im Herrenbereich aufzufangen, brauche der TSV mehr männlichen Nachwuchs. Hinrichs ambitioniertes Ziel: „Wir wollen mit den Jungs an die Erfolgsgeschichte der Mädels anknüpfen.“
Das Erfolgsrezept der Jugendarbeit sehen die Hockey-Verantwortlichen darin, bereits junge Mitglieder ins Vereinsleben einzubinden und ihnen Verantwortung zu übertragen. Wie bei den C- und B-Mädchen: Beim „Patenmodell“ nehmen „alte“ Spielerinnen neue an die Hand, helfen beim Hockeylernen; Co-Trainer Sascha Schneider (19) rückte nach neun Jahren in der Jugend zu den Herren hoch, besitzt bald seinen ersten Trainerschein.
Lokal verwurzelt
„Wir bauen auf Eigengewächse und unsere Community“, sagt Nonnenmacher und erklärt: „Wir vermitteln Freude, aber jeder muss sich über das Spiel hinaus engagieren“ – schließlich lebe und sterbe ein Verein vom Einsatz seiner Mitglieder. Der Erfolg des TSV zeige: „In Sachsenhausen geht was. Man muss nur wollen.“
Die Biografien von Nonnenmacher, Lenz und Hinrich zeigen, wie stark TSV-Eigengewächse mit dem Verein und Stadtteil verwurzelt sind: Lenz hält dem TSV seit 42 Jahren die Treue, trotz zwischenzeitigem Jobwechsel nach Koblenz. Hinrich (38) und Nonnenmacher (37) sind seit ihrer Einschulung beim TSV.
Halbe Schulklasse rekrutiert
„Die Mutter einer Mitschülerin hat damals die halbe 1a der Textor-Schule zum Training eingeladen und ein Team aufgebaut“, erinnert sich Hinrich. Einige der Spieler sind bis heute bei den Herren aktiv. Nonnenmacher ergänzt, es bestehe „ein enges Netzwerk an Spielern, die in Sachsenhausen wohnen geblieben sind“. Regelmäßig treffen sich TSV-Veteranen in der Äppler-Kneipe „Eichkatzerl“ von Helmut Böhm – Nonnenmachers und Hinrichs erstem Trainer.
Derweil hat der Vorstand die nächste Generation im Blick, auch im Hause Hinrich. Sohn Mats (1) saß jüngst nach einem Spiel der Herren im Mittelkreis und nuckelte an TSV-Merchandise. Ob er das nächste Hockeytalent wird? „Mal sehen“, sagt der Papa und grinst.