Veröffentlicht am 26.10.2011. In: Allgemeine Zeitung Mainz*
Wenn es brennt, zählt jede Sekunde. Doch was, wenn die Feuerwehr nicht ihr Ziel erreicht – weil Straßen zugeparkt sind, Äste und Verkehrsschilder den Weg blockieren oder Kreuzungen zu eng zum Wenden sind? Mit einer Kontrollfahrt durch Mombach hat die Mainzer Feuerwehr den Ernstfall gestestet – und die Anwohner für Probleme sensibilisiert.
Mainz. Viele Anwohner und Autofahrer in Mombach staunten am Dienstagabend nicht schlecht, als sich in der Abenddämmerung mehrere Feuerwehrwagen und ein Auto der Verkehrsüberwachung mit Blaulicht und Sirenen durch die Gassen des Mombacher Stadtkerns schlängelten.
Was wie ein Großeinsatz aussah und sich so anhörte, war nur ein Test: Die beruflichen und freiwilligen Feuerwehren von Mainz und Mombach überprüften, wo sie im Stadtteil Probleme hätten, um im Ernstfall schnell genug ihr Ziel zu erreichen.
Ziel: Autofahrer und Anwohner sensibilisieren
Alle ein bis zwei Jahre findet die Kontrolle statt. Das Ziel: „In erster Linie die Bürger für die Verkehrsproblematik sensibilisieren, aber auch Erkenntnisse für uns selbst gewinnen“, erklärte Udo Beck von der Verkehrsaufsicht des Stadtordnungsamtes. Wichtig sei, falsch parkende Autofahrer, aber auch die Anwohner „auf die Gefährdungen des Straßenverkehrs aufmerksam zu machen“.
Doch nicht nur Autos können den Lebensrettern das Leben erschweren. Oft schon würden zu große gewachsene Grünpflanzen reichen, um Durchfahrtswege zu blockieren oder der Feuerwehr die Sicht zu nehmen, sagte Beck. „Sollten die Wege im Notfall nicht frei befahrbar sein, werden die Fahrzeuge halt abgeschleppt“, erklärte Ralf Peterhanwahr von der Stadt Mainz.
Störende Pflanzen, Falschparker und Verkehrschilder
Bei falsch parkenden Autos würde immer zuerst versucht, den Fahrzeughalter telefonisch zu erreichen, damit dieser sein Gefährt von der Stelle entfernen könnte. Verwarnungsgeld müsse der Autofahrer dann natürlich dennoch bezahlen.
Auch bei der Testfahrt musste die Verkehrsüberwachung zu Gelstrafen greifen – unter anderem an zugeparkten Stellen in der Heinrich-Freber-Straße, im „Mahnes“ und in der Pestalozzistraße. Auf dem Prüfplan standen auch Fahrbahnmarkierungen, die im Laufe der Zeit verblassen.
Nachhobedarf in der Mainzer Innenstadt
Die Kontrollfahrt führte über eine vorgegebene Route durch die Straßen des Mombacher Ortskerns. In den Einsatzwagen mit an Board waren unter anderem der Feuerwehrleiter der Stadt, Rolf Wachtel, die Leiterin des Verkehrsüberwachungsamtes, Elke Schmitt, die Dezernentin der Verkehrsüberwachung, Katrin Eder sowie die Mombacher Ortsvorsteherin Dr. Eleonore Lossen-Geißler.
Eder sagte, dass es wichtig sei, solche Kontrollen regelmäßig durchzuführen. In Mainz gebe es „Nachholbedarf“ – vor allem in der Altstadt und Neustadt. Dort würden die Sicherheitsbehörden versuchen, zumindest die Innenstadt und die Bewohnerparkgebiete „möglichst frei“ zu halten. Diese beiden Gebiete würden „den Schwerpunkt“ der städtischen Sicherheitsvorkehrungen bilden, erklärte Eder.
Signalwirkung für Anwohner
Das Ergebnis der Testfahrt in Mombach: Die Feuerwehr kam nicht überall problemlos durch. Das Resümee des Verkehrsüberwachungsamtes fiel dennoch „alles in allem erfreulich“ aus. Schmitt sagte, Kontrollübungen hätten „gleich eine ganz andere Signalwirkung für die Bürger, wenn auch mal zwei große Löschfahrzeuge der Feuerwehr“ durch die engen Gassen fahren und somit sichtbar auf Probleme aufmerksam machen.
* Die hier im Blog veröffentliche Version unterscheidet sich von der Fassung, die in der AZ veröffentlicht wurde.